Elektrisch fahren ist anders

So gelingt der Umstieg aufs Elektroauto – Teil 2

Es gibt immer mehr Elektroautos auf den Straßen. Doch was bedeutet der Umstieg vom Verbrenner aufs batterieelektrische Fahrzeug (BEV) konkret für den Nutzer? In Teil zwei unserer Blog-Serie gibt es eine Checkliste, die Informationen von der Zulassung bis zum Fahrverhalten liefert.

1 – Fürs Kennzeichen entscheiden

Anruf vom Händler: Der neue batterieelektrische Kompaktwagen kommt nächste Woche, wir können die Zulassung vorbereiten. Dann die überraschende Frage:  soll das Auto ein „E“ auf dem Kennzeichen tragen? Na klar! Aber ist das denn nicht immer so? Nein, tatsächlich erhalten die Stromer hierzulande nicht automatisch das E-Kennzeichen – weder BEV noch Plug-in-Hybrid. Der entsprechende Antrag lohnt sich allerdings. Denn das E-Kennzeichen bringt Vorteile, zum Beispiel bieten einige Kommunen damit kostenfreie Parkplätze. Extrem wichtig rund um die Zulassung: Obwohl batterieelektrische Autos lokal absolut emissionsfrei fahren, benötigen sie eine Umweltplakette. Diese gibt es bei vielen GTÜ-Prüfstellen.

2 – Ans Fahrverhalten gewöhnen

Zugelassen und mit Umweltplakette versehen, kann der neue Wagen abholt werden. Statt dem früher manchmal üblichen vollen Tank hat der Händler die Batterie auf empfohlene 80 Prozent geladen. Ein guter Rat für den E-Auto-Novizen: Die ersten Kilometer bieten die passende Gelegenheit, um sich an das spezifische Fahrverhalten zu gewöhnen. Natürlich wird das E-Auto in der Theorie nicht anders bedient als ein Verbrenner mit Automatikgetriebe. In der Praxis zeigt sich jedoch rasch, dass sich Beschleunigung und Verzögerung anders anfühlen: Der E-Motor mit seinem sofort zur Verfügung stehenden Drehmoment beschleunigt das Fahrzeug unmittelbar und gern kräftig – beispielsweise beim Losfahren an der Ampel. Der umgekehrte Effekt tritt ein, wenn man den Fuß vom Gaspedal nimmt: Ist die Elektronik auf starke Rekuperation eingestellt, dann bremst das Auto merklich ab. Dieser technische Vorgang erhöht die Effizienz.

3 – Für Batteriegesundheit sorgen

Schnelles Fahren über 130 km/h lässt den Energieverbrauch vieler E-Autos deutlich steigen. Wer sein E-Auto ständig mit dem sprichwörtlichen „Bleifuß“ fährt, belastet zusätzlich die Gesundheit des Akkus überdurchschnittlich stark. Darauf weist der österreichische Batteriediagnose-Spezialist AVILOO hin. Die GTÜ arbeitet mit AVILOO deutschlandweit beim objektiven und herstellerunabhängigen Batteriezertifikat zusammen. Im Januar 2024 hat AVILOO eine Studie präsentiert, die diesen Zusammenhang auf Basis konkreter Prüfergebnisse beleuchtet: Allein vorausschauendes Fahrverhalten kann den Verbrauch um rund zehn Prozent senken. Kommt dazu geplantes Vorkonditionieren (Heizen oder Kühlen) an der Wallbox, sinkt der Energieverbrauch noch deutlicher um rund 20 Prozent und mehr. Das schlägt sich direkt auf die Kosten nieder. Weniger Lade- und Entladezyklen verbessern zudem langfristig die Batteriegesundheit. Das wiederum kann sich auf den Wiederverkaufswert auswirken.

4 – Die Reichweite kennenlernen

Die Reichweite eines E-Autos mit voll geladener Batterie wird vom Hersteller angegeben. Doch das sind Durchschnittswerte aus einem Testzyklus. Wie weit man mit einer Ladung im Alltag wirklich kommt, hängt vom eigenen Fahrverhalten, der typischen Nutzung, dem Wetter und weiteren Faktoren ab. Die echte Reichweite in Winter und Sommer zu ermitteln, ist daher wichtig. Weit herumgesprochen hat sich der Mehrverbrauch von E-Autos im Winter. Der zusätzliche Strom wird vor allem für Heizung und das Temperieren der Batterie benötigt. Im Kurzstreckenbetrieb kann das die Reichweite um 25 bis 50 Prozent verringern. Auch hier punktet die schon erwähnte Vorkonditionierung. Das lässt sich in den meisten Fällen komfortabel über eine App steuern.

5 – Noch mehr Aufmerksamkeit für das Umfeld

An den Wechsel vom Verbrenner zum E-Auto müssen sich nicht nur die Fahrer gewöhnen, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer. Beispielsweise entfällt das typische Motorgeräusch. Es wird zwar bei langsamer Fahrt durch künstlich erzeugte Töne ersetzt. Aber nicht jeder Fußgänger und Radfahrer achtet darauf. Deshalb ist im E-Auto noch mehr Aufmerksamkeit für das Umfeld geboten. Während der Fahrt auch beim Rekuperieren, dass stark bremsend wirken kann, wer der Fuß vom Gaspedal weggeht.

Mehr Aufmerksamkeit

Mobilität aus der Steckdose?

So gelingt der Umstieg aufs Elektroauto – Teil 1

Aufladen eines Elektrofahrzeugs an einer E-Tankstelle

Ist schon klar: E-Autos sind lokal emissionsfrei und beim Laden mit Ökostrom umweltfreundlich im Betrieb. Dazu überzeugen sie mit flotter Fahrdynamik und der Aussicht auf günstige Betriebskosten. Aber was bedeutet der Umstieg vom Verbrenner aufs batterieelektrische Fahrzeug (BEV) eigentlich konkret für den Nutzer? Die GTÜ setzt sich in einer dreiteiligen Blog-Serie mit dem Thema auseinander. Erstens: Von der Planung zum Kauf in fünf Schritten.

1 – Wir haben da mal eine Idee…

Alles beginnt mit einem spontanen Einfall: Der gute alte Kombi mit Verbrennungsmotor soll demnächst durch einen neuen Personenwagen ersetzt werden. Bisher fiel die Wahl dabei meist auf ein ähnliches Modell jüngeren Baujahrs. Aber wie wäre es stattdessen mit einem E-Auto? Die Argumente zur Umweltfreundlichkeit, Fahrdynamik und den Betriebskosten sehen ja ganz überzeugend aus. Weniger attraktiv wirken die hohe Neuwagenpreise und offene Fragen zur Reichweite sowie Ladeinfrastruktur: Klappt es jenseits der Großstadt mit der Mobilität aus der Steckdose?

2 – Wohin geht der Trend?

Tatsächlich sieht man mehr batterieelektrische Pkw auf der Straße. Der Anteil bei den Neuzulassungen in Deutschland lag 2023 bei über 18 Prozent. Auf den gesamten Pkw-Bestand wirkt sich das allerdings nur langsam aus. Hier machen die Stromer nach Angaben des Kraftfahrtbundesamts (KBA) nur etwas mehr als zwei Prozent aus. Der Trend? In der Bundesrepublik dürfte die Zahl der BEV nach dem politischen Hin und Her rund um die öffentliche Förderung im Jahr 2024 wohl langsamer zunehmen als geplant. Denn der Umweltbonus ist zum 18. Dezember 2023 vorzeitig gestrichen worden. Das heißt, dass die präzise Planung vor der Anschaffung eines E-Autos noch wichtiger geworden ist. Na, dann greifen wir mal zu Stift und Taschenrechner-App.

3 – Präzise Planung wird noch wichtiger

Preis, Größe, Leistung, Ausstattung, Finanzierung – darüber macht man sich auch beim Auto mit Verbrennungsmotor Gedanken. Beim E-Auto kommt die Reichweite dazu. Sie hängt von der Batteriekapazität, dem Verbrauch und der typischen Verwendung ab. So steigt bei Autobahnfahrten mit mehr als 130 km/h der Verbrauch vieler E-Autos deutlich. Ein wichtiger Faktor ist auch das Wetter: Bei Winterkälte sinkt die Reichweite der meisten BEV um 20 bis 50 Prozent. Entscheidend ist die Frage nach Neu- oder Gebrauchtwagen. Bei Gebrauchten sollte der Batteriezustand genau geprüft werden, denn er hat große Auswirkungen auf den Zeitwert des Fahrzeugs. Dafür bietet die GTÜ genau den richtigen Service: Eine Diagnose des Energiespeichers, um den Status des Akkus verlässlich und transparent zu bewerten. Gut zu wissen!

4 – Woher bekommt das Auto den Strom?

Über das Laden im Alltag sollte man sich früh Gedanken machen. Wer zu Hause eine Wallbox installieren kann, hat damit eine bequeme Option. Der Aufwand für die Installation hält sich meist in Grenzen, entscheidend ist die vorhandene Elektroinfrastruktur im Gebäude. Attraktiv kann die Kombination mit einer Fotovoltaikanlage sein, wenn das Auto auch tagsüber zu Hause geladen werden kann. Wie es um die öffentliche Ladeinfrastruktur steht? Im Herbst 2023 zählte die deutsche Netzagentur mehr als 85.000 „Normalladepunkte“ (Wechselstrom, man muss sein Ladekabel selbst mitbringen) und gut 20.000 Schnelladepunkte (Gleichstrom, das Ladekabel hängt üblicherweise an der Säule). Macht bei einem E-Auto-Bestand in der Republik von mehr als 1,3 Millionen rund ein Dutzend Fahrzeuge je öffentlichem Ladepunkt – das dürfte funktionieren, wenn nicht alle gleichzeitig kommen.

Aufladen eines Elektrofahrzeugs an einer E-Tankstelle

5 – Die Entscheidung

Schließlich fällt die Entscheidung: Ja, das nächste Auto wird ein BEV. Denn trotz hohem Anschaffungspreis und Wegfall des Umweltbonus kann sich der Betrieb des Batteriefahrzeugs über vier oder mehr Jahre hinweg lohnen. Zu den wirtschaftlichen Pluspunkten gehören die merklich höheren Rabatte vieler Händler, die üblicherweise geringeren Energiekosten im Vergleich zu Verbrennerfahrzeugen der gleichen Kategorie, günstigere Wartungskosten und der Wegfall der Kraftfahrzeugsteuer bis Ende 2030 für die bis einschließlich 2025 zugelassenen reinen E-Autos.

In der nächsten Folge geht es um die Zulassung und um die Besonderheiten beim Fahren mit dem neuen E-Auto.

Müssen E-Autos Angst vor Minusgraden haben?

Tipps der GTÜ für den Winter mit batterieelektrischen Fahrzeugen

Genug Reichweite auch im Winter

Ob ich mit dem batterieelektrischen Auto gut durch den Winter komme? Diese Frage stellen sich vor allem Fahrer, die erstmals mit einem reinen E-Auto die kalte Jahreszeit bestreiten wollen. Empfindliche Naturen kommen dann nicht wegen der Kälte ins Bibbern, sondern wegen vieler kursierenden Gerüchte und Vorurteile. Die gute Nachricht dazu von der GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung mbH: Batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) sind ohne Einschränkung auch für den Winterbetrieb geeignet. Es lohnt es sich allerdings, auf die Details zu schauen.

1. Den Mehrverbrauch einschätzen

Warum verbraucht das Auto eigentlich mehr Strom, wenn es Winter wird? Ums Fahren geht es dabei nicht in erster Linie. Der größte Teil des zusätzlichen Stromverbrauchs entfällt vielmehr auf die Heizung. Sie wärmt nämlich nicht nur den Fahrgastraum, sondern auch die Batterie – diese arbeitet bei 20 bis 40 Grad Celsius optimal. Gerade im Kurzstreckenbetrieb können völlig ausgekühlte Akkus und Innenräume bei Temperaturen um den Gefrierpunkt oder darunter zwischen 25 bis 50 Prozent mehr Energie verbrauchen. Das sollte man wissen, um die Reichweite realistisch einschätzen zu können. Bei längeren Strecken ist der elektrische Zusatzbedarf geringer – dann liegt er eher bei 10 bis 30 Prozent.

2. Die Steuerung klug nutzen

Die meisten Elektroautos haben eine umfassende digitale Steuerung. Diese lässt sich prima nutzen, um den zusätzlichen Energieverbrauch bei niedrigen Temperaturen zu reduzieren: Hängt das Auto an der Ladestation und damit am Stromnetz, können das Fahrzeug selbst und seine Batterie sehr effizient auf eine optimale Betriebstemperatur gebracht werden, ohne die Akkuladung zu verringern. Das funktioniert über Zeitvorwahl besonders komfortabel bei regelmäßigen Fahrten. Oder man nutzt die App-Steuerung per Smartphone.

3. Den Stau nicht fürchten

Die Reichweitenangst ist längst als Begriff in der Mobilitätsforschung etabliert. Doch dafür gibt es bei den meisten E-Auto-Fahrern keinen Grund: Moderne batterieelektrische Fahrzeuge haben bei einer empfohlenen maximalen Akkuladung von 80 Prozent für gewöhnlich rund 300 Kilometer Reichweite. Auch wenn dieser Aktionsradius bei kaltem Wetter deutlich geringer ausfallen kann, genügt das völlig für den Großteil der Nutzer im Alltag. Denn die durchschnittliche Tagesstrecke deutscher Autofahrer beträgt weniger als 40 Kilometer. Auch beim längeren Stau auf der Autobahn braucht man keine Angst zu haben: Im Stand verbrauchen E-Autos auch bei kalten Temperaturen sehr wenig Strom. Auch die Statistik des Pannendienstes spricht dafür, dass E-Autos nicht häufiger auf der Autobahn liegenbleiben als Fahrzeuge mit Verbrenner. Als Fahrer sollte man es auf jeden Fall wenn irgend möglich vermeiden, mit leerer Batterie zu stranden. Denn diese Situation gilt wie beim Verbrenner nicht als Panne, sondern als vermeidbarer Mangel – daher droht ein Bußgeld von mindestens 70 Euro und ein Punkt im Fahreignungsregister. In den meisten Fällen muss das Auto zudem verladen und abtransportiert werden.

4. Reifen und Licht checken lassen

In vielerlei Hinsicht ist ein E-Auto auch nur ein ganz normaler Personenwagen, deshalb ist es so wichtig, dass das BEV rechtzeitig vor Anbruch der kalten und dunklen Jahreszeit technisch dafür vorbereitet wird. Dazu gehören Reifen, die für Kälte, Eis und Schnee geeignet sind – also Winterreifen oder Ganzjahresreifen mit dem „Alpine“-Symbol. Eine Überprüfung der Lichttechnik ist ebenfalls wichtig. Viele GTÜ-Partner bieten einen kostenfreien Licht- und Reifencheck an.

5. Fahrverhalten dem Wetter anpassen

Nässe, Glätte, Lauf auf der Straße – dazu oft noch Dunkelheit: Die Fahrbedingungen im Winter bergen einige Risiken. Das eigene Verhalten im Verkehr sollte darauf angepasst werden, auch im Elektroauto. Besondere Beachtung verdient das Anfahren, weil die drehmomentstarken E-Motoren hier eine starke Beschleunigung ermöglichen. Auch der Bremseffekt beim Rekuperieren sollte mit bedacht werden. In beiden Situationen kann das Auto bei widrigen Straßenbedingungen ins Rutschen kommen.

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