Ist die Ladeinfrastruktur top oder flopp? So unterschiedlich nehmen E-Auto-Fahrer den aktuellen Stand wahr

Für den einen liefert das Laden des E-Autos an öffentlichen Säulen in Deutschland groteske Erlebnisse. Der andere kann die Kritik nicht verstehen: Es fährt und lädt sich doch völlig problemlos mit dem E-Auto im Bundesgebiet. Wie so oft liegt die Realität zwischen beiden Polen.

Gesprächsstoff E-Mobilität

Ja, E-Autos sind als normales Verkehrsmittel im Alltag angekommen. Sie haben die Faszination des Neuen längst abgelegt. Das spiegelt sich auch in der abendlichen Gesprächsrunde unter Freunden. Aber halt – es gibt doch noch anekdotensatten und bunten Gesprächsstoff rund ums elektrische Fahren: die Sache mit der Nutzung öffentlicher Ladepunkte. Da nämlich gehen selbst unter überzeugten E-Auto-Nutzern die Meinungen auseinander. Der eine rauft sich angesichts von Unzulänglichkeiten die Haare, der nächste ist mit dem Angebot auch auf der Langstrecke rundum zufrieden. Was stimmt denn nun? Die GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung mbH liefert Fakten und ordnet das Thema ein.

Das große Rechenspiel

Die nackten Zahlen lügen nicht: In Deutschland gibt es für rund 1,7 Millionen reine E-Autos über 131.000 Normalladepunkte und mehr als 40.500 Schnellader. Dazu kommen private Wallboxen und firmeneigene Ladepunkte – eine absolut respektable Abdeckung. Warum findet dann der eine das Angebot top und der andere flopp? Es dürfte an der regional unterschiedlichen Verbreitung liegen: Viel öffentlichen Ladestrom gibt es tendenziell vor allem im Süden und im hohen Norden. Andernorts sieht es düster aus. Und selbst in vermeintlichen Vorzeigeregionen mit einer statistischen Spitzenabdeckung gibt es Orte mit ganzen Stadtteilen ohne eine einzige Ladesäule.

Preisfrage Ladestrom

Spontanladen an der Autobahn? So selten wie möglich, sagt der Freund und ruft die jüngste ADAC-Studie auf dem Smartphone auf: Der Automobilclub hat das sogenannte „Ad-hoc-Laden“ entlang des Fernstraßennetzes getestet. Ergebnis: Fremdkunden bezahlen an den Säulen locker mal gut 60 Prozent mehr als Vertragskunden. Das ist ärgerlich vor allem auf Fernreisen. Das spitz gerechnete Gegenargument: Wer selbst keine Wallbox hat und in der eigenen Region lädt, kann mit kluger Vertragswahl ziemlich günstige Konditionen bekommen.

Technik, die manchmal gar nicht begeistert

Es könnte so einfach sein: Stecker rein, Strom fließt, fertig. Das klappt tatsächlich, wenn das E-Auto mit der modernen Säule des Ladestrom-Vertragspartners Daten austauschen kann. Davon schwärmt der eine, der sein Alltagsverhalten mit Einkaufen und Dienstfahrten optimal auf die Ladepunkte seines Anbieters abgestimmt hat. Laden an fremden Punkten wird hingegen schnell zum Geduldsspiel, ärgert sich ein anderer: App öffnen, Säule suchen, QR-Code scannen – oder schlimmer noch: Winzige Codes im Dunkeln entziffern. Wer Pech hat, kämpft mit vandalisierten Etiketten. Und auf dem Land vereitelt manchmal sogar eine dünne Bandbreite des Mobilfunknetzes das Anmelden an der Säule.

Ausbau mit Plan

Was bleibt als Fazit? Wer ein E-Auto hat, will es nicht mehr missen. Fürs öffentliche Laden ist ein weiterer Netzausbau sinnvoll: mit mehr Zuverlässigkeit und Preistransparenz, mehr Ladepunkten auch in ländlicher Gegend, mehr Schnellladesäulen an Fernstraßen, mehr Ladefarmen an Standorten, wo man die 30-minütige Wartezeit sinnvoll nutzen kann – zum Beispiel an Supermärkten. Damit  würde Vorbehalte gegen die E-Mobilität deutlich sinken. Bis dahin: Einfach vorausschauend planen und vor allem auf Fernreisen rechtzeitig laden, rät die GTÜ. Die Pausen tun ja nicht nur dem Akkustand gut, betont die Prüforganisation, sondern auch dem Fahrer. Und davon profitiert die Verkehrssicherheit.

Kennzeichen XY aufgelöst

Von A wie Augsburg bis Z wie Zwickau: Die geografische Herkunft von Kennzeichen zu raten, ist gerade auf längeren Autofahrten ein unterhaltsames und lehrreiches Spiel für die gesamte Familie. Richtig spannend wird es aber bei Behördenfahrzeugen: Für welche Stadt zum Beispiel steht denn das Unterscheidungszeichen THL? Warum trägt die Bundeswehr kein BW auf dem Nummernschild? Hatte die Bundespost ein Comeback? Und stimmt es, dass Polizeiautos keine HU-Plakette brauchen? Die GTÜ gibt Antworten auf diese und andere Fragen.

Foto: Bundespolizei

Sahen die früher nicht anders aus? Richtig. Viele Jahrzehnte lang trugen Fahrzeuge von Feuerwehr, Polizei, Stadtreinigung & Co. für gewöhnlich Kennzeichen, die lediglich aus einem Unterscheidungszeichen und einer Zahlenfolge bestanden. Das hat sich mit der Novellierung der Fahrzeug-Zulassungsverordnung (FZV) vom 1. März 2007 geändert. Seitdem bekommen auch Behördenfahrzeuge ein Kennzeichen aus Unterscheidungszeichen, Buchstabenfolge und Ziffernfolge. Die hessische Landespolizei beispielsweise lässt ihre Streifenwagen mit WI HP und einer Ziffernfolge zu. „HP“ steht dabei für „hessische Polizei“.

Aus welcher Stadt kommt die dunkle Limousine mit dem Kennzeichen THL? Vermutlich aus Erfurt – auch wenn man dort sonst das Kennzeichen EF trägt. THL ist nämlich kein lokales Unterscheidungszeichen, sondern ein Kürzel der Landesregierung und des Landtags von Thüringen. Behördenkennzeichen nach diesem Muster gibt es in den meisten deutschen Bundesländern, zum Beispiel auch in Brandenburg (BBL), Bayern (BYL) und Rheinland-Pfalz (RPL). Keine eigenen Unterscheidungszeichen für Regierung und Parlament verwendet man in Berlin, Bremen und Hamburg – dort gelten stattdessen B, HB und HH.

Wer ist die Nummer 1 und 2 im Land? Fahrzeuge von Bundesregierung, Bundespräsidialamt, Bundestag, Bundesrat, Bundesverfassungsgericht und weiterer Spitzengremien tragen Kennzeichen, die mit dem Kürzel BD für Bundesrepublik Deutschland beginnen. Ausnahme sind die Kennzeichen für Dienstfahrzeuge der höchsten Amtsträger. Der Bundespräsident fährt bei repräsentativen Anlässen eine Limousine mit dem Kennzeichen 0-1 und der Bundeskanzler mit 0-2. Dahinter rangieren weitere Minister und Spitzenbeamte.

Woran erkennt man Auslandsvertreter? Diplomatenkennzeichen werden an hochrangige Mitglieder des diplomatischen Corps vergeben, beispielsweise Botschafter. Diese beginnen ebenfalls mit einer Null, üblicherweise folgen dann zwei Ziffernblöcke. Der erste davon verweist auf das Land. Die Liste der knapp 200 Codes beginnt mit 10 für den Vatikan. Der zweite Ziffernblock verweist auf den Rang des Diplomaten – Botschafter führen üblicherweise die 1.

Autos der Bundespolizei tragen ein Kennzeichen mit BP und zwei Ziffernfolgen. Aber BP gehörte in der Vergangenheit doch zur Bundespost? Stimmt schon. Aber beide Behörden kamen sich hinsichtlich ihrer Autokennzeichen nie in die Quere. Denn die Kennzeichen der Bundespost wurden 1997 endgültig abgeschafft. Das war eine Folge der Privatisierung der Post zum Jahr 1995 und der Aufspaltung in die verschiedenen heutigen Unternehmen. Die Bundespolizei ist 2005 entstanden. Ihre Vorgänger waren in der Bundesrepublik der Bundesgrenzschutz (Kennzeichen BG) und bis zu deren Auflösung 1992 auch die Bahnpolizei der Deutschen Bundesbahn (Kennzeichen DB).

L 409 Leitstelle (Polizeiausführung), 1980.

Warum sind die Fahrzeuge der Bundeswehr nicht unter dem Kürzel BW zugelassen? Das hat historische Gründe, erklärt die Pressestelle der deutschen Armee. Als die Bundeswehr 1955 gegründet wurde, waren die naheliegenden Buchstabenkombinationen schon vergeben. BW beispielsweise steht bis heute für die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes. Der damalige Brigadegeneral Kurt Vogel hatte die Idee, stattdessen den Buchstaben Y als Unterscheidungszeichen zu nutzen. Denn keine große deutsche Stadt oder Gebietskörperschaft beginnt mit Y. Dabei ist es bis heute geblieben. Von anderen Behördenkennzeichen unterscheiden sich die Bundeswehrzulassungen auch technisch, unter anderem sind sie nicht reflektierend und verwenden eine leicht andere Schrifttype. Die den Nato-Hauptquartieren zugeordneten Fahrzeuge der Bundeswehr tragen eine mit X beginnende Zulassung.

Mercedes-Benz 230 G der Baureihe 460, Gerätewagen Wasserrettung der DLRG im Mercedes-Benz Museum, Raum Collection 5: Galerie der Alltagshelden. Gesamtansicht von rechts vorn. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: D830897)

Benötigen Polizeifahrzeuge wirklich keine HU? Das stimmt nur teilweise. Die Fahrzeuge der Bundespolizei sind gemäß Paragraf 29 der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) von der Pflicht zur Hauptuntersuchung befreit. Alle anderen Dienstfahrzeuge von Landes- und Stadtpolizeien müssen regelmäßig eine HU absolvieren – wie jedes zivile Automobil. Die Bundespolizei kontrolliert die Verkehrssicherheit ihrer Dienstfahrzeuge selbst – mit Hilfe einer eigenen Technischen Prüfstelle. Ähnlich regelt es auch die Bundeswehr mit der Fachabteilung Zulassung Fahrzeuge bei den meisten ihrer rund 90.000 Fahrzeuge. Lediglich Zivilfahrzeuge der Armee absolvieren ihre Hauptuntersuchung in externen Prüfstellen.

Nimmt die Kennzeichen-Vielfalt zu? Ja, tatsächlich ist die Zahl der Unterscheidungszeichen in Deutschland seit 2012 gestiegen. Rund 700 verschiedene Kürzel gibt es heute in der Bundesrepublik. Die meisten der aus ein bis drei Buchstaben bestehenden Codes stehen für Städte und Gebietskörperschaften. Grund für die Kennzeichen-Konjunktur: 2012 trat die sogenannte Kennzeichenliberalisierung in Kraft. Sie erlaubt es, historische Kennzeichen wieder zuzulassen, die nach den Gebietsreformen der 1960er- und 1970er-Jahre (Westdeutschland) und 1990er-Jahre (Ostdeutschland) weggefallen waren. Darüber freuen sich viele Autofahrer, die mit ihrer Region eng verbunden sind. Derzeit läuft an der Hochschule Heilbronn ein Projekt für die Kennzeichenliberalisierung II mit dem Ziel, dass 320 weitere deutsche Städte und Gemeinden mit mehr als 20.000 Einwohnern eigene Kennzeichen erhalten. Es werden aber manchmal auch neue Kennzeichen eingeführt, wenn für das bestehende Unterscheidungszeichen zu viele Fahrzeuge zugelassen sind. Das ist in der Stadt und dem Landkreis München der Fall. Dort gibt es neben Kennzeichen mit dem Kürzel M seit 2023 auch Zulassungen mit MUC.

Der LF 3500 mit Drehleiter verkörpert Anfang der 1950er-Jahre im Feuerwehrfahrzeugbau den Stand der Technik. Das hochmoderne Fahrzeug basiert auf dem Langhauber-Fahrgestell des Mercedes-Benz 3,5-Tonnen-Lastwagens und verfügt über eine Drehleiter der Karlsruher Firma Metz. Mechanisch angetrieben, erreicht die Leiter eine senkrechte Steighöhe von 22 Metern.

Alle Fragen geklärt? Wer die Antworten der GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung mbH kennt, ist bestens gerüstet für die nächste Fragerunde auf der Autobahnfahrt zum Beispiel in den Sommerurlaub.

Von „Isar 12“ bis zum Autobahn-Capri

Ein Besuch im ersten Deutschen Polizeioldtimermuseum

Den Anfang markiert ein Opel Rekord P1: Die Rüsselsheimer Limousine Baujahr 1959 haben Mitglieder des Polizei-Motorsport-Clubs Marburg (PMC) restauriert und ein Jahr nach der Klubgründung 1991 als vorbildgetreu aufgebauten Streifenwagen vorgestellt. Umgehend wurde das tannengrün lackierte Einsatzfahrzeug mit dem feschen Hüftknick der seitlichen Chromleisten zum Publikumsliebling. Das war die Geburtsstunde der heutigen Sammlung, auch wenn es bis zur offiziellen Museumseröffnung in Marburg noch bis 2003 dauerte. Schwerpunkt im 1. Deutschen Polizeioldtimermuseum sind die Fahrzeuge der westdeutschen Landespolizeien seit den 1950er-Jahren und die Polizeiautos von 1990 bis heute.

GTÜ-Partner prüfen die Polizei

Das Thema Verkehrssicherheit spielt im Museum eine wichtige Rolle. Dazu gehören Themenschwerpunkte wie der „Tote Winkel“ bei Nutzfahrzeugen oder das Risiko von Alkohol am Steuer. Für fahrfähige Exponate der Sammlung achtet das Museum natürlich auf entsprechende Gutachten. Dabei arbeitet es meist mit GTÜ-Partnern aus der mittelhessischen Region Marburg zusammen: Die Ingenieurbüros Luzius & Kliem (Amöneburg-Roßdorf) sowie Radeck & Prußnat (Marburg) kennen sich bestens aus mit den diesen besonderen Klassikern.

Alltag in Grün und Weiß

Gibt es so etwas wie die Nostalgie des Alltäglichen? Dann bieten sie diese in einer Museumshalle vereinten Mittelklasse-Pkw in Grün und Weiß. Säuberlich nebeneinander stehen hier Audi 80, Ford Sierra, Opel Vectra und Peugeot 305. Der mit Abstand am weitesten verbreitete Streifenwagen der Polizei in der jungen Bundesrepublik kam aus Wolfsburg: der VW Käfer. Groß ist auch die Bandbreite des Volkswagen Transporters von T1 bis T5.

Blaulicht auf der Autobahn

Ein Lieblingsstück, das dem Museum noch fehlt? Da muss Eberhard Dersch, Vorsitzender des PMC, nicht lange nachdenken: Die Marburger träumen von einem offenen Porsche. Denn das 356 Cabriolet und später der 911 Targa wurden tatsächlich als blitzschnelle Einsatzwagen auf der Autobahn verwendet. Ein anderer flotter Sportwagen mit Blaulicht hingegen ist schon jetzt in Marburg zu sehen: Der Ford Capri wurde in fünf Exemplaren für die Ordnungshüter umgebaut. In der gleichen Halle steht auch ein originaler BMW „Barockengel“ vom Typ 501 aus dem Bestand des Polizeipräsidiums München. Auch die Isetta von BMW gab es als Polizeiwagen.

Die 100 ist schon übertroffen

Die Vielfalt in der Museumssammlung ist riesig. Das betrifft nicht nur Marken und Epochen, sondern auch die Einsatzzwecke. Neben Streifenwagen gibt es auch schweres Gerät wie Wasserwerfer oder Sonderschutzlimousinen für Spitzenpolitiker. Insgesamt gehören derzeit 110 Fahrzeuge zur Sammlung des ehrenamtlich getragenen Museums. Das älteste Exponat ist ein Mercedes-Benz L 3500 aus dem Jahr 1952. Der wurde als Fernmeldebetriebsbus mit damals hochmoderner Kommunikationstechnik aufgebaut. Dazu gehörten Tonband- und Rundfunkempfangsgeräte, eine Fernschreibstelle, Lautsprecheranlage sowie Funkgeräte.

Recherche vor Restaurierung

Je älter und ausgefallener die Fahrzeuge in der Sammlung, desto aufwendiger ist die Restaurierung. Dabei gehen die rund 30 Aktiven des Vereins genauso vor wie andere Enthusiasten der automobilen Klassik: Der Dialog mit der Community bringt wichtige Fakten, dazu gibt es ausführliche Recherchen in Fachliteratur und im Internet. Außerdem hilft das Studium historischer Fotos. So entstehen in Marburg immer wieder herausragende Restaurierungen.

Infokasten

1. Deutsches Polizeioldtimer Museum
Cyriaxstraße 103
35037 Marburg / Lahn
https://polizeioldtimermuseum.de/


+ Das Museum ist in diesem Jahr noch an insgesamt drei Tagen geöffnet.
+ Ein Highlight ist das Sommerfest am 17. August 2025, an dem 35 Jahre PMC Marburg gefeiert werden.
+ Außerdem öffnet das Museum am 21. September 2025 und am 19. Oktober 2025.

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Weitere Adressen: Zum Beispiel zeigt die Polizeihistorische Sammlung Berlin ihren Fahrzeugbestand am Standort Lankwitz. Und das Lübecker Museum der Bundespolizeiakademie stellt Fahrzeuge von Bundesgrenzschutz und Bundespolizei aus.