Bruno Sacco – der Mann, der Mercedes in Form brachte

Die Blog-Serie zu den berühmtesten Automobildesignern, Teil eins.

Bild: https://www.mercedes-benz.com

Sie bestimmen das Aussehen unserer Autos, und damit auch das, was wir im Alltag sehen oder fahren. Aber die Gesichter der Designer selbst bleiben in der Regel im Verborgenen. Stille Künstler. Dabei verbergen sich dahinter selbst echt Typen. In dieser Serie stellen wir einige der angesehensten Fahrzeugschöpfer vor.

Schöpfer vieler magischer Kürzel

Geboren im friaulischen Udine, gestorben im württembergischen Sindelfingen – das sagt schon viel aus über den Lebensweg von Bruno Sacco. Über 40 Jahre lang hat er deutschen Automobilen eine italienische Seele gegeben, war der Vater hinter den magischen Mercedes-Kürzeln W123, W126, 190er. Schon als junger Gestalter durfte er an legendären Autos wie dem 600er und den Pagoden-Roadstern mitwirken. Stilistik nannte sich das damals, ein treffendes Wort.

Schönheit darf nicht altern

Mercedes übertrug ihm in den Siebzigern dann das Studio, im schönsten Konzerndeutsch „Abteilung Karosseriekonstruktion und Maßkonzeption“ getauft. Die futuristische Flunder C111 stammt aus seiner Feder, aber auch die massive S-Klasse. Gute Designer richten sich nach dem Markt und versuchen dann das Beste daraus zu machen. Eine Frage des guten Stils, den Sacco zweifelsohne im Blut hatte. „Verantwortlich zeichnen“, das ist nicht einfach eine Floskel. Wenn eine Baureihe auf dem Markt sieben Jahre überstehen soll, dann darf man darüber ruhig ein bisschen länger nachdenken. Dazu Saccos Leit- und Merksatz: „Gutes Design braucht Zeit, um seine Wirkung zu entfalten, nur dann wird es lange als attraktiv empfunden, spontane Schönheit altert schnell.“

Die große Kunst des Weglassens

Wie bei vielen Autodesignern war sein Job und sein Ziel, möglichst viel wegzulassen. So lange, bis eine Skulptur auf Rädern übrigblieb. Die musste bei Bruno Sacco dann allerdings aerodynamisch absolut perfekt sein. Klare Linienführung und harmonische Proportionen zeichnen Saccos Schöpfungen aus, seine Philosophie ist die zeitlose Eleganz. Daraus ergibt sich auch, dass ein SLK eben anderes aussehen muss als ein SL – beide aber trotzdem als Familienmitglieder erkennbar bleiben. Unumstößlicher Leitsatz des Sternendeuters: „Ein Mercedes-Benz muss immer aussehen wie ein Mercedes-Benz.“ Bruno Sacco ist der Mann, der Mercedes in Form brachte. Auch wenn er nie ein Designstar sein wollte, sondern immer Teamplayer war.

Sein ganzer Stolz: die S-Klasse

Ein Schöngeist, der viel der Funktionalität unterordnete. In der Schlussphase seines Schaffens, längst Direktor und damit Designchef für alle Arten von Fahrzeugen geworden, leiht er sein waches Auge auch der A-Klasse, der M-Klasse und der V-Klasse. Besonders stolz aber ist er auf seine S-Klasse: „Von allen Gestaltungsformen das Beste, was ich für Mercedes‑Benz gemacht habe.“ Coupés waren für ihn ohnehin die „Filets einer Baureihe.“  Bis zu seinem Tod im Herbst 2024 (und im hohen Alter von 90) stand ein dunkelblauer 560 SEC in seiner Garage. Seine Fähigkeit, Ästhetik und Technik harmonisch zu verbinden, hat ihm Einfluss und Achtung weit über die Mercedes-Grenzen hinaus verschafft.

Fingerspitzen am Lenkrad

Eine Kolumne zum Thema Fahrgefühl.

Vermutlich war es sogar aufmunternd gemeint, als der Fahrlehrer, noch bevor es losgehen sollte, warnte: „Aber bitte mit viel Gefühl!“ Zirka 40 Minuten später war es dann mehr ein Angst- oder Warnschrei, mit dem der Mann erneut das Gefühl anmahnte. Aber seitlich einparken am Berg in der allerersten Lektion, noch dazu bei leichtem Schnellfall, das braucht schon etwas mehr Erfahrung. Aber was ist das eigentlich genau: Fahrgefühl?

Gilt sogar auf der Milchstraße

Sogar am Winterhimmel geht es darum, das Sternbild Fuhrmann, durch das sich die Milchstraße zieht, leuchtet dann besonders deutlich. Auf der Erde zeigt Walter Röhrl, der als bester Autofahrer Deutschlands gilt, ganz einfach und ganz genau, wie er erfühlt, was sein jeweiliger Wagen zu tun oder zu lassen hat. Der Rallye-Champion fasst im herkömmlichen Straßenverkehr das Lenkrad nur ganz sachte mit den Fingern an, als handle es sich um die Kronjuwelen. Er braucht dazu nicht mal Samthandschuhe.

Es geht ums Gleiten und ums Lächeln

Dass wir hier einen Röhrl zu diesem sehr subjektiven Thema hören, ist Absicht. Denn Rennfahren ist nicht ohne Grund ein ausgesprochener Instinktsport. Ableiten lässt sich – auch ohne schneidiges Driften um die Kurve – für uns alle: wer sein Auto zu verstehen versucht, wer es respektiert, wer es zuvorkommend behandelt, der kann bis zum Ende des Prüfsiegels glücklich damit bleiben. (Dass es auch mal kracht, kommt ja in den besten Beziehungen vor.) Es muss auch nicht immer „wow“ sein hinterm Steuer, ein zufriedenes Lächeln beim Dahingleiten reicht schon. Dazu müssen der Charakter von Fahrer und die Eigenschaften des Fahrzeugs allerdings synchron sein.

Sich in den Motor hineindenken

Wir könnten natürlich auch Michael Schumacher oder Niki Lauda zitieren, für die das Fahrgefühl viel mit dem Allerwertesten zu tun hat, aber um das richtig nachvollzuziehen zu können, müsste man die halbe Kindheit mit Kartfahren verbracht haben. Wie bei so vielem im Leben geht es aber um die richtige Balance: wer sicher fährt, darf auch mal forsch sein. Gefühlvoll fahren ist eben auch situationsbedingt. Um das eigene Limit und dass der Maschine wissen. Lauda empfahl dazu, alle Sinne einzuschalten, er konnte in den „sanften, harmonischen Bewegungsabläufen eines Autos“ schwelgen. An Tagen, an dem ihm das besonders gut gelungen war, habe er beim Warmfahren gespürt, wie das Öl durch den Motor rann: „Jedenfalls bildete ich mir das ein…“

Spürbar weiterkommen

Wer in einem Elektroauto unterwegs ist, kennt die Tücke der rasanten Beschleunigung, zu der so ein Stromer aus dem Stand fähig ist. Und tut gut daran, die Kraft erfühlen und dosieren zu können, wenn er hinter dem Steuer sitzt. Fühlende Fahrer sind meistens auch die, denen das Manövrieren auf Schnee oder im Sand jenseits des Allrad-Antriebs noch echte Freude bereitet. Faustregel: erst spüren, dann Gas geben.

Das Auto spielt den Analytiker

Der Autor, schon lange verschworen mit seinen Cabriolets, mit denen er das eigene Gefühl beim Fahren schult, wurde – bei geschlossenem Dach – vom Display aufgefordert, sich einer Beurteilung zu stellen: die Elektronik bat ihn, er möge sich einer Fahrstilanalyse stellen. Ist das nicht ein bisschen unverschämt? Schon an schlechte Schulnoten beim Überholen oder Einparken denkend, erforschte er die Hintergründe. Siehe da: es geht dabei vor allem darum, einen besonders effizienten Fahrstil zu entwickeln und damit Energie zu sparen. Also sehr vernünftig. Dazu würden in Echtzeit Fahrtipps dann auf den Bildschirm eingeblendet. Bestimmt eine gute Sache, aber leider ließ sich dieser Modus partout nicht einstellen. Vielleicht hat der Fahrer eben doch mehr Gefühl am Lenkrad entwickelt als mit dem trackpad.

Las Vegas: Das ganz große Auto-Kino

Die Elektronikmesse CES verändert das Fahren.

Es blinkt. Es rauscht. Es piept. Normalzustand in Las Vegas, der selbsternannten Unterhaltungshauptstadt der Welt. Und künftig, wenn die stolzen Erfindungen der Autoindustrie tatsächlich ihren Weg in die Serienfahrzeuge finden, auch Alltag auf unseren Straßen. Großes Autokino.

Früher Gameboy, heute vor allem KI

Die Consumer Electronics Show, kurz CES, ist immer überwältigend. Videorecorder, Gameboy, DVD – alles revolutionäre Erfindungen der Elektroindustrie, die über die Messe in unser Leben fanden. Seit ein paar Jahren ist die kunterbunte Show auch einer der wichtigsten Termine für die Automobilindustrie. Lenken und Denken unterwegs wird immer elektronischer und digitaler. Die künstliche Intelligenz ist drauf und dran, nicht nur zu unterstützen, sondern zu übernehmen.

Windschutzscheibe als Mega-Display

Gut, wenn noch an die Fahrer gedacht wird. Von BMW gibt es im neuen Cockpit mit seinem raumschiffartigen Lenkrad die volle Breitseite. Alle Funktionen werden auf das größtmögliche Display angesteuert und eingespielt, die komplette Windschutzscheibe dient als Bildschirm. Natürlich so, dass sich Straße und Umgebung noch erkennen lassen. Panoramic drive liefert ein digitales Erlebnis, das unterstützend wirken soll. Auf den ersten Blick erscheint das, was für mehr Sicherheit sorgen soll, noch zu überwältigend. Aber klar ist, dass das große Kino schon auf künftiges autonomes Fahren abzielt.

Der Roboter bringt den Sekt

Vom bayrischen Zulieferer Webasto gibt es etwas ähnliches, das jedoch nur der puren Unterhaltung dient – ein Glasdach, dass Lieblingsfilme am Fahrzeughimmel erscheinen lässt. Macht natürlich erst richtig Sinn, wenn alle, die gucken wollen, sich auch in Liegesitzposition befinden. Der koreanische Unterhaltungsriese LG treibt das mit seiner Fahrzeugstudie Alpha-able noch ein bisschen weiter, dort ist ein eigener Sekt-Roboter an Bord. Mal sehen, ob wir in zehn Jahren auch noch darüber schmunzeln – oder schon längst selbst schlürfend mitfahren. Dazu passend zeigt Honda Elektrovans, bei denen es nur ums digitale Innenleben geht – eine Art rollende Playstation, komplett ausgestattet von Sony.

Die ganze Stadt wird künstlich

Toyota denkt die neue Welt schon vollumfängliche vor, die ersten Bauabschnitte einer komplett vernetzten und selbstständigen Digitalstadt in Japan wurden in Las Vegas präsentiert. In Woven City gibt es zwar noch richtige Menschen, aber die leben dort hauptsächlich, um unterhalb des Fujiyamas neue Produkte zu testen. Wichtigster Pfadfinder auf dem Weg zur Mobilität der Zukunft ist – wenig überraschend – die Künstliche Intelligenz.

Ein Auto, das fliegt

Die Messe unter dem Motto „Verbinden – Lösen – Entdecken“ traut sich sogar an einen ganz alten Menschheitstraum heran: der chinesische Hersteller Xpeng zeigt ein fliegendes Auto. Auf Knopfdruck fahren Rotorarme aus, und das massive Elektroauto startet senkrecht in die Luft. Reichweite: 20 Minuten, Kostenfaktor 255.000 Euro und vom Jahresende an bestellbar.

Warum nicht mal quer einparken?

Handfester ist da die Innovation von Hyundai. Der Ioniq 5 erfüllt mit einem außerordentlichen elektronischen Lenksystem einen langgehegten Parkplatztraum: er kann dank querstehender Räder seitlich einparken. Klingt perfekt für enge Innenstädte. Wer den parkenden Wagen personalisieren will, der kann das mit einer Innovation von Continental tun. Mittels Window Projection lassen sich Lieblingsbilder oder Logos von Fußballvereinen auf die Seitenscheiben des Autos projizieren.