Die Tanksäulen der Gesellschaft

Sogar Lassie, unser Kolumnen-Dienstfahrzeug, liebt Tankstellen. Das muss etwas mit Kultur zu tun haben.

Die Tanksäulen der Gesellschaft (Foto: Philipp Reinhard)

Die Pinakothek der Moderne in München ist nicht unbedingt ein Ort, an dem sich eine Zapfsäule vermuten lässt. Aber doch, mitten in der wunderbaren Designsammlung findet sich ein besonders schönes Stück, und das Leuchtschild gleich dazu. Es stammt von 1950, und die Museumsmacher haben es mitten in den Saal gestellt. Wie ein Mahnmal. Tatsächlich, die Tankstelle als Kulturgut im täglichen Straßenverkehr stirbt aus. Nicht erst seit heute oder seit Tesla, sondern schon ein Weilchen. Gegenüber 1960 ist ihre Anzahl um drei Viertel auf 15.000 gesunken. Und bald sollen da keine Säulen mehr stehen, sondern große Batterien. Ob die als Stützen der Gesellschaft taugen?

Tanken ist ein Ritual, die Tankstelle ein Autokino

Nicht, dass es besonders sexy wäre, den Dieselhandschuh überzustreifen oder den Mega-Staubsauber so lange in Richtung Rückbank zu zerren, bis der 50-Cent-Kredit schon vor der Reinigung verbraucht ist. Aber die Fahrt zur Tankstelle ist wie der Gang zum Briefkasten: ein liebgewonnenes Ritual. Wer weiß schon, was er vorfinden wird. Wie, es schreibt doch keiner mehr Briefe? Angeblich soll auch bald keiner mehr tanken, denn Elektromobile lassen sich auch zuhause laden. Mag alles richtig sein. Aber wenn die Pumpe vibriert, dann hat das immer noch einen eigenen Vibe. Man tankt ja nicht bloß Sprit. Hier geht’s ja auch um Esprit. Oder, wie die Marketingmenschen so gern sagen: die Experience. Manchmal hat Tanken fahren wirklich etwas von Autokino.

Große Freiheit Tankstelle: Wie lange noch – und wie weiter?

Hat da ein Symbol der Freiheit ausgedient?

Jeder könnte auch zu Hause seinen Kaffee trinken. Trotzdem gehen die Menschen gern ins Café. Der Kolumnist auch. Denn da bekommt er nicht nur einen Extra-Keks, sondern auch etwas vom Leben mit. Auch für den Coffee-to-drive geht es manchmal an die Tankstelle. Selbst wenn im Inneren dieser Megatanken gelegentlich ein eigenes GPS hilfreich wäre. Es sind ja längst Supermärkte mit angeschlossenen Zapfsäulen. Pardon, der Tankwart meines Vertrauens legt Wert darauf, dass er ein Bistro und einen Shop betreibe. Und macht mehr als 60 Prozent seiner Umsätze nicht mehr mit dem Tanken. Auf den Wunsch nach einem zweiten Mandelkeks reagiert er prompt, er erkennt den Liebhaber. Auf die Frage, ob die Tankstelle als Symbol der Freiheit endgültig ausgedient habe, kommt er ins Grübeln. Vielleicht sollten wir ihm zu Weihnachten einen Bildband aus Kalifornien mitbringen. Dort gelten viele der alten Stations mit ihrer leicht übertriebenen Architektur immer noch als Kathedralen des Kraftstoffs. Hübsch anzugucken, aber sie wecken auch Melancholie.

Beim Tanken zeigt sich, wer treu sein kann

So, wie jeder auf „seine“ Bäckerei schwört, folgen wir auch meist dem Schild eines bestimmten Mineralöllieferanten. Zumindest alle, die keine Sparfüchse sind und zu Tankvagabunden wurden. Der Kolumnist hat schon als kleiner Junge Markentreue gelernt. Und zweimal die Woche den Vater zu Esso getrieben, obwohl der Tank des Commodore noch gar nicht leer war. Aber: für jeden einzelnen Tankstellenbesuch gab es eine Sammelmünze oder einen Satz Klebebilder. Die Alben füllten sich über die Jahre. Mit Fußballern, Abenteurern, Olympioniken, Erfindern. Irgendwie war das nachhaltiger als bloß Punkte zu sammeln oder Rabattcoupons einzulösen. Es hatte etwas mit Kultur zu tun.

Ein echtes To-Go-Erlebnis

Tankstellen und ihre Pächter sind die Nachtportiere der Republik und auch der Frühstücksraum der mobilen Gesellschaft. Wir sind gespannt, was aus ihnen wird, wenn Ladeparks entstehen und wir mit Brennstoffzellen fahren. In Hamburg, direkt gegenüber der allwissenden Spiegel-Redaktion, haben wir die Zukunft schon gesehen. Dort lässt sich schon Wasserstoff tanken. Allerdings: für den Kaffee muss man über die Straße, in die Spiegel-Kantine. Heißt ja auch to go.

Auch Lassie besucht gern mal den Frühstücksraum der Republik (Fotos: Bernhard Kahrmann)

„auto, motor und sport“ stellt die Systemfrage

Die GTÜ-Position zu den Fahrerlaubnisprüfungen trifft auf ein breites Medienecho.

Die Zeitschrift „auto motor und sport“, immer noch das Flaggschiff der Automobilmedien hierzulande, hat die von der GTÜ und den Fahrlehrerverbänden angestoßene Monopoldebatte unter der Überschrift „Lange Wartezeit auf Fahrprüfung – wer ist schuld?“ aufgegriffen. Das Magazin kommt zu dem Schluss: „Die Corona-Pandemie ist ein Grund dafür, dass Fahrschüler derzeit lange auf Termine für die praktische Prüfung warten müssen. Es gibt aber noch weitere, tief im System verankerte Ursachen. Fällt deshalb langfristig das Fahrerlaubnisprüfungs-Monopol von TÜV und Dekra?“

Robert Köstler kann schnelle Entspannung versprechen

Mit Verweis auf Paragraf 10 des Kraftfahrsachverständigengesetzes (KfSachvG) erklärt das Blatt noch einmal, dass ein Bundesland jeweils nur eine Technische Prüfstelle (TP) beauftragen darf. Zwei Organisationen teilen sich bisher die Aufträge – je nach Bundesland führt entweder der TÜV oder die Dekra den Auftrag aus. Die Ansicht der Redakteure: „Eine Öffnung des Kraftfahrsachverständigengesetzes könnte langfristig zu kürzeren Wartezeiten führen.“ Dabei kommt der Vorschlag von GTÜ-Geschäftsführer Robert Köstler ins Spiel. Er schlägt vor, für eine kurzfristige Entspannung die Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV) so anzupassen, dass nicht nur amtlich anerkannte Sachverständige die Prüfungen abnehmen dürfen, sondern auch Technische Prüfingenieure mit einer vergleichbaren Ausbildung. Langfristig müsste aber auch das Kraftfahrsachverständigengesetz angepasst werden, denn das Monopol der Technischen Prüfstellen habe sich überholt.

Höherer Zeitaufwand, noch weniger Prüfungsplätze

In der „Frankfurter Neuen Presse“ schildert der Fahrschulbetreiber Michael Knab seinen Frust über den Umgang mit den Fahrerlaubnisprüfungen im Alltag und über die Verzögerungen der letzten Monate. Aufgrund der Engpässe sei es dazu gekommen, dass fertig ausgebildete Schüler zusätzliche Fahrstunden nehmen mussten, um die Wartezeit bis zu ihrem Prüfungstermin zu überbrücken. Neue Richtlinien, die eine digitale Bewertung durch den Prüfer vorsehen, hätten wegen des höheren Zeitaufwands zu einer weiteren Verringerung der Prüfungsplätze um 20 Prozent geführt.

Von Frankfurt bis Lübeck werden Missstände angeprangert

„Fahrschulen in Bedrängnis; Mangel an TÜV-Personal führt dazu, dass auf die Prüfung bis acht Wochen gewartet werden muss“, prangern die Lübecker Nachrichten Anfang November an. Auch die „Frankfurter Rundschau“ titelt immer noch: „Stau bei den Prüfungen“. Zitiert wird in den Berichten auch Fahrschulvertreter Rainer Zeltwanger, der plakativ vorrechnet, was an Mehrkosten auf wartende Fahrschüler zukommt: „Sie müssen während der Wartezeit zweimal die Woche eine Doppelstunde nehmen. Jede einzelne Fahrstunde kostet etwa 60 Euro.“ Zu dem Personalmangel und seinen dramatischen Auswirkungen hat Zeltwanger eine klare Meinung: „Ein Unding.“

Fahrlehrerkongress: Die GTÜ zeigt Flagge

Die Diskussion um das Führerscheinmonopol polarisiert auch beim Deutschen Fahrlehrerkongress.

Michael Risch kümmert sich als Leiter der GTÜ-Akademie um Aus- und Weiterbildung, er ist es gewohnt, fachlich und sachlich zu argumentieren und tief auch in komplizierte Materien einzutauchen. Zudem ist er nicht nur ein zukunftsorientierter, sondern auch ein kommunikativer Mensch. In Summe war der Experte, der über mehr als ein Vierteljahrhundert Erfahrung im Prüfwesen generell und explizit auch bei den Fahrerlaubnisprüfungen verweisen kann, genau der richtige Vertreter der GTÜ beim 8. Deutschen Fahrlehrerkongress.

Der Teppich ist blau, das Logo rot

Beim wichtigen Branchentreff im Berliner Hotel Estrel zeigte die GTÜ als Partner der Veranstaltung wortwörtlich Flagge. Und was in Hollywood der rote Teppich ist, war in der Bundeshauptstadt das blaue Pendant – das rote GTÜ-Logo hob sich darauf bestens ab und wies den Laufweg zu den vielen Veranstaltungen während der zweitägigen Tagung.

Überzeugende Argumentationen

Die maßgeblich von der GTÜ angestoßene Diskussion um den Fall des Fahrerlaubnismonopols hat längst auf weite Teile der Fahrschulbesitzer und Fahrlehrer übergegriffen. Am runden Tisch und in den Ausstellerhallen konnte Michael Risch die Position noch einmal klar machen und argumentativ untermauern. Der Versuch, eine Öffnung des Wettbewerbs mit einer Gefährdung der Verkehrssicherheit gleichzusetzen, lief daher ins Leere.

Den Fahrschulen und -schülern kann geholfen werden

Das beste Argument für eine Deregulierung auch der Personenprüfungen ist ein Blick in die jüngere Historie. Bei der Öffnung der Hauptuntersuchungen oder der Einzelabnahmen und Vollgutachten für den Wettbewerb wurden von den Platzhirschen ähnliche Bedenken vorgebracht wie jetzt wieder. Allein, sie waren haltlos. Bei einer entsprechenden Aus- und Weiterbildung, wie die GTÜ sie bietet, ist die Qualität gewährleistet. Das beweisen immer wieder verdeckte Vergleichstests der Behörden. Unbestreitbar ist der Vorteil für die Kunden, gerade die der Fahrschulen: sie haben eine größere Auswahl, die zwangsläufig auch zu einer weit schnelleren Prüfung und Bearbeitung führt. Der momentane Terminstau kratzt vor allem an der Fahrschulbranche, die ohnehin gerade stark im Umbruch ist.